Die Kirchstadt von Gammelstad wurde am 7. Dezember 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Sie ist ein gut erhaltenes Beispiel für traditionelle nordskandinavische Kirchstädte. Davon gab es einmal 71 Stück. Gammelstads Kirchstadt ist mit 408 Häusern die größte der 16 noch vorhandenen Kirchstädten Schwedens.
Bereits im 14. Jahrhundert war die Region ein wichtiger Knotenpunkt für Handel und Märkte. Die Nederluleå Kirche bildete das Zentrum für eine Kirchengemeinde die sich von der Küste bis hoch nach Norwegen erstreckte.
Gammelstad ist das "alte Luleå". Als das Land sich mehr und mehr aus dem Meer hob, musste ein neuer Hafen, näher am Wasser, gegründet werden. Daraus ist das heutige Luleå entstanden.
Heute ist Gammelstads-Kyrkstad nicht mehr nur eine Kirchstadt, in der an den Feiertagen gewohnt wird. Es gibt auch festansässige Einwohner. Außerdem ist das Städtchen eine beliebte Besucherregion. Viele alte Gebäude sind erhalten geblieben. So können zum Beispiel der Bürgermeisterhof, der Hauptmannshof und das Gasthaus besichtigt werden.
Ein guter Ausgangspunkt für den Kirchstadtbesuch ist die Touristeninformation an der Nordseite der Kirche. Neben vielen Infos und Kartenmaterial (auch für andere Regionen), gibt es eine Ausstellung mit Fotoshow im oberen Stockwerk. Direkt nebenan ist ein kleines Café. Natürlich gibt es auch Restaurants und traditionelle Shops, fürs Verweilen und den Souvenireinkauf.
Ein Highlight des Kirchstadtbesuchs ist das Museumsdorf Hägnan.
Eine Kirchstadt, was ist das denn?
Eine Kirchstadt besteht aus kleinen Hütten, sehr nahe der Kirche gelegen. Diese dienten den Kirchgängern als Schlafplatz.
Die Gemeinde der Nederluleå Kyrka war sehr groß, und die Menschen kamen von weither, um den Gottesdiensten zu lauschen. Die Wege waren zu weit, um sich wieder auf den Heimweg zu machen, und so
wurden die Häuschen zum Übernachten errichtet. Wahrscheinlich schon im 16. Jahrhundert.
Als erstes wurden die Einfallstraßen zur Kirche mit den kleinen Kirchstuben gesäumt. Als all diese bebaut waren, wurden weitere Häuschen in die Zwischenräume gesetzt. Daraus entstanden dann die vielen kleinen Gassen.
Im Sommer (Juni bis August) finden täglich Führungen statt und die Stube mit der Nummer 253 steht Besuchern innerhalb dieser Führungen, aber auch unabhängig davon, zum Besichtigen offen.
Die Kirchengemeindebewohner strömten zusammen, um an den kirchlichen Bräuchen teilzunehmen. Aber auch um die Märkte zu besuchen und Gerichtsverhandlungen beizuwohnen. Das ganze war ein großes soziales Event: Man traf seine Freunde und machte neue Bekanntschaften. Nicht wenige dieser Bekanntschaften führten später zu einer Ehe.
Nederluleå Kirche
Das Herzstück des kleinen Örtchens ist, wer hätte es gedacht, die Kirche. Ihr Bau wurde Anfang des 15. Jahrhunderts begonnen und sie ist die größte mittelalterliche Kirche Norrlands. Sie wurde 1492 vom Erzbischof Jacob Ulfsson geweiht. Der jetzige Kirchturm wurde 1851 gebaut, um einen hölzernen zu ersetzen. Aussichtsluken und zugemauerte Schießscharten weisen auf die Nutzung zu Verteidigungszwecken in unruhigen Zeiten hin.
Innen ist die Kirche mit spätmittelalterlichen Kalkmalereien und geschnitzten Holzfiguren geschmückt. Die Orgel wurde in Gammelstad gefertigt und 1971 eingeweiht.
Wegen einer Trauerfeier hatte ich leider nicht die Möglichkeit, mir die Kirche von innen anzuschauen. Aber auch von außen ist sie ein stattliches Gebäude, welches vom damaligen Reichtum der Region zeugt.
Noch immer sind Kirchstadtbräuche in Gammelstad lebendig. Die Gemeindemitglieder werden mehrmals im Jahr zu großen Kirchenfeiertagen eingeladen und die jugendlichen Konfirmanden wohnen während des traditionellen Unterrrichts im Sommer in den Kirchstuben.
Zu unserem Besuch im März waren die Häuschen leider nicht zugänglich. Wie du auf den Fotos sehen kannst, lag zu viel Schnee. So ist das eben mit dem schwedischen Winter.
Übernachten in Gammelstad-Kyrkbyn
Es gibt zwei Übernachtungsmöglichkeiten in Gammelstads Kirchstadt:
Das Arvak Nord
Ein familienfreundliches Bed and Breakfast.
Das Gammelstads Gästhem bzw. STF Hostel Luleå Gammelstad
Ein Hostel und Konferenzzentrum. In 20 Zimmern kann es ca. 40 Gäste beherbergen. Alles ist schlicht und sauber, jede Etage hat einen großen Gemeinschaftsbereich mit Sitzecke und Fernseher, Küche und Esstisch. Es kostet umgerechnet ca. 25 Euro die Nacht.
Fotos vom Gammelstads Gästhem/STF Hostel Luleå Gammelstad:
Zum Weiterlesen:
- Noch mehr Info zur Kirchstadt (auch auf englisch) gibts hier.
- Hier gehts zu meinem Bericht über das Museumsdorf Hägnan, welches nur 300m von der Kirche entfernt ist.
- Weltkulturerbe Lappland: Gammelstads kyrkstad in Luleå auf dem lapplandblog
- Auch Chris von my-travelworld hat sich in Luleå und Gammelstad umgeschaut
- Über die Nachbarstadt Umeå findest du hier im Blog übrigens auch recht viel zu lesen! Ich habe Umeå for free Tipps herausgesucht, mich auf den Weg gemacht Umeå zu Fuß zu erkunden und eine ganze Menge Birken im Regen gesehen...
Mit dem Besuch von Gammelstad-Kirkbyn habe ich jetzt nach Lappland und dem Skuleskogen Nationalpark unbewusst und ungeplant schon das dritte UNESCO Welterbe Schwedens gesehen. Alle drei waren sehr eindrucksvoll und ich überlege, ob ich die anderen auch ansteuern sollte? Was meinst du?
Text und Fotos: Rike Jütte