Das Wetter in Nordschweden

Wetter in Nordschweden

 

Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Die ersten Blumen quetschen sich aus der zum Teil noch leicht gefrorenen Erde. Wir haben 5°C. Plus! Mittlerweile ist mir warm, sobald draußen die Sonne scheint und die Temperaturanzeige über den Nullpunkt nach oben wandert. Ich scheine mich akklimatisiert zu haben. Und der Winter zieht sich langsam aus dem Norden Schwedens zurück. Ein Grund mehr mal ein wenig übers Wetter zu plaudern…

Aktuelles Wetter in Umeå -->


Vädret i Norrland - Ein paar Zahlen

Das Wetter Nordschwedens wird als rau und unbeständig beschrieben. Auf Temperatur und Wind bezogen, finden schnelle und häufige Wechsel statt. Die kälteste gemessene Temperatur Schwedens betrug -52°C (in den Sechzigern in Lappland gemessen). Und im Juli liegt die Durchschnittstemperatur bei ca. 18°C.

 

Es kann das ganze Jahr über "kalt" sein und Schnee gibt es manchmal auch im August (jedoch eher in den Polargebieten). So ist es nur normal, dass meine Freundin Vanessa nicht nur ein paar Sommerstiefel, sondern auch ein paar Sommerhandschuhe in ihrem Kleiderschrank hat: "Man muss vorbereitet sein!"

Jahreszeiten in Nordschweden

Das Leben im Norden Schwedens ist stark auf die Jahreszeiten ausgerichtet.

 

Davon gibt es zwei:

 

Winter und Nichtwinter.

Das steht natürlich nirgends so. Das ist eine Behauptung.

 

(Obwohl er so schön ist, wird der Herbst in Schweden einfach unterschlagen...)

 

Anzeichen für den Wechsel vom Winter zum Nichtwinter sind hier in Västerbotten das Sprießen von Huflattich und der Gesang des Storspovs (Großer Brachvogel).

"Der größte weißbürzelige, braune Watvogel" sagt Pareys Vogelbuch* (der Tiger unter den Vogelbüchern!). Der Storspov hat ein riesiges Ton-Repertoire. Hört mal rein, klingt total witzig:

 

Zwei Monate des Jahres werden für die jeweilige Vor- und Nachbereitung des Winters verwendet. Der Mai und der Oktober.

 

Wer rechnen kann entdeckt:


Die Nichtwinterzeit ist ca. 4 Monate lang.


Aber das ist in Ordnung. Die Menschen hier holen sich ihren Sommerkick nicht durch die Wärme, sondern durch das Licht. Und davon gibts genug! Die taghellen Nächte im und um den Juni herum sind so ergiebig und energetisch, dass sie den langen, dunklen, und doch recht kalten Winter entschuldigen. Was eigentlich gar nicht nötig wäre, da man ja im Winter hier auch so viel unternehmen kann (wenn man dafür richtig ausgerüstet ist, versteht sich)!

Vom Wetterwechsel...

„Der Weise äußert sich vorsichtig, der Narr mit Bestimmtheit über das kommende Wetter.“ Wilhelm Busch

Da muss ich dem Wilhelm recht geben. Nicht häufig stimmt was mir die Meteorologen glauben machen wollen. Aber vor ein paar Tagen hat´s gestimmt. Wir hatten Sturm. Und so wie der Winter in Schweden WINTER! ist, ist ein Sturm häufig ein STURM!.

Und solch einen gab´s.


Mit Windstärken zwischen 9 (= Sturm) und 11 (= Orkanartiger Sturm). Das ergibt eine Windgeschwindigkeit von ca. 20-30 m/s. Falls dir das genauso wenig sagt wie mir: Das sind zwischen 75 und 115 km/h.

(Wer daran tiefer interessiert ist, kann solche Werte auf der Windstärkeskala nach Beaufort nachlesen.)

 

Überall hats ordentlich gerüttelt und gekracht und alles was nicht ordentlich befestigt war, flog in der Gegend herum.

So zum Beispiel am Hafen. Die meisten Boote hat der Sturm ihrer „Winterkleidung“ beraubt, oder diese in Fetzen zurückgelassen.

 

Das sah dann so aus:


Jetzt versteh ich auch, warum so ein Heckmeck um die Wintervorbereitungen im Allgemeinen und das Bootseinpacken im Speziellen gemacht wird: Um eben genau auf solche Stürme vorbereitet zu sein!

Man weiß ja doch nie was kommt

Während ich gestern in Pullover und Jacke schwitzend meine Einkäufe durch die Sonne trug, wachte ich heute morgen mit Schneegestöber vor dem Fenster auf.

 

Das Wetter wechselt hier so schnell, dass man sich kaum darauf einstellen kann. Man muss schlichtweg auf Kälte, Wärme, Nässe, Sturm, Sonstwas eingerichtet sein. So ist das.

 

Will man sich aber trotzdem ein bisschen informieren und vorausplanen, kann man das auf YR oder beim Deutschen Wetterdienst tun. Der DWD hat übrigends auch tolle Seewetterkarten!

Zum Schluss noch das Zitat eines alten Fischers hier aus der Gegend:

"Der Nordostwind ist immer kalt,

egal wo er her weht."

Text und Fotos: Rike Jütte


Danke fürs Lesen!

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